Freitag, 9. November 2007

Freie (Rad)fahrt (3): Autisten!

Eigentlich würde ich ja gerne wieder einen "richtigen" lustigen Bericht im Stile meiner Fußgänger-Analyse schreiben, aber ich bin immer noch total angefressen aufgrund des heutigen Fahrrad-Tages. Ist also nur eine reine Dokumentation, was einem auf Berliner Straßen an einem Tag an Beinahe-Unfällen passieren kann.

Vier Stück. VIER (!!) (oder sagmer mal 3,5, der letzte ist ne Ausnahme) mal haarscharf an mehr oder weniger schweren Unfällen vorbeigeschreddert. Nahezu Völlig schuldlos, möcht ich direktv mal anmerken. Und okay, es wären alles wahrscheinlich eher Materialschäden gewesen, ich fahre ja recht defensiv.

Fast-Unfall #1:

Leipziger Straße (oder Potsdamer oder wie auch immer die Straße dort grade heisst. Ist ja ganz schlimm in Berlin, jede verdammte Straße heisst nach jeder Kreuzung anders. Müsste Höhe Friedrichstraße gewesen sein), ca 10:30. Ein etwas frierender Batch radelt zur Arbeit auf dem Fahrrad der Mitbewohnerin (eigenes aufgrund Hinterachsenbruches zur Zeit unbenutzbar) und ist sich natürlich den notorischen Rechtsabbiegern-ohne-auf-Radfahrer-zu-achten bewusst. Kreuzung in Sicht, grüne Ampel, Autist ("Autofahrer" im Biker-Slang) vor mir, Platz genug rechts neben ihm auf dem Pseudo-Radweg (sind immer nur an Kreuzungen gestrichelt markiert). Blinkt rechts, okay, aber ich bin ja schon neben ihm. Juckt ihn nicht - noch vor der Kreuzung zieht er fröhlich rechts rüber und drängt mich soweit ab, daß ich fast an der Fußgängerampel (die auf dem Gehweg steht) kleben bleibe. Da ich aber nicht falle, sondern mich irgendwie auf dem Rad halten kann, muss er dann - halb in die kreuzende Straße eingebogen, - doch anhalten. Ich gestikuliere noch wild und rufe "HEY! Was solln das... PENNER!" und höre nur noch ein "Das ist hier kein Radweg!" von hinten. Später in der Firma klärt mich ein Kollege auf, daß die Autisten mich selbst dann vorbeilassen müssten (genügend Platz vorausgesetzt), wenn da kein Radweg wäre. In diesem Falle war da ja sogar einer, mit nem dicken Fahrrad draufgepinselt. Egal, kein Bock auf Streit, ich fahr weiter.

Fast-Unfall #2:

Ku'Damm, Höhe Uhlandstraße. Von jeher ein gefährliches Pflaster für Radler, da man auf der Bus-Spur zu fahren hat und dort regelmässig von Taxis und Bussen angehupt und abgedrängt wird. Ganz zu schweigen von den dort zuhauf anzutreffenden "Scheuklappen-Springern" (siehe oben verlinkten alten Eintrag), die fürcherlich erschrecken, daß ja da doch noch einer fährt, obwohl sie doch so angestrengt die ganze Zeit in die andere Richtung geschaut haben.... Anyway, dieses Mal erwischt mich die Gefahr aus einer völlig unerwarteten Richtung, nämlich von rechts. Ein ausparkender Längsparker am rechten Straßenrand zieht so arschknapp vor mir plötzlich links raus, daß ich nicht mehr bremsen kann sondern nach links auf die "normale" Autisten-Spur ausweichen muß, Gottseidank nur Hupkonzert anstatt Kollision. Heimatland. Durchaus erschrocken radele ich weiter und werde für den Rest der Hinfahrt verschont (sind ja auch nur noch ca 5 Minuten bis zum Büro).

Fast-Unfall #3:

Rückfahrt. Gut ne Regenpause abgepasst (und zwar echt gut, keine 5 Minuten nach Eintreffen zu Hause hats wieder mit Schütten angefangen), nasse Fahrbahn. Ca 17:30, also schon ordentlich dunkel, aber das Fahrrad der Mitbewohnerin hat ja Licht. Fast zu Hause, Grunertstraße (noch so ein Potsdamer, Leipziger, Otto-Braun-Straße, Mühlendamm, allesdieselbescheissstraße Derivat), kurz vorm Alex. Besser, kurz vor der tollen neuen Alexa. Mister Vor-Mir-Autist beschließt spontan, eine der Parkbuchten an der Straße kurz vor dem Gebäude nutzen zu müssen. Nur eine Vollbremsung mit quietschenden Bremsen bewahrt mich vor dem Aufprall. Ausweichen war nicht, links Verkehr, rechts parkende Autos. Autist kriegt's nichtmal mit sondern parkt fröhlich ein, ich fahre entnervt weiter, bin ja fast da.

Fast-Unfall #4:

Nachdem ich einem Autofahrer (der war nett, deswegen kein Autist) an der Warteschlange zur Kreuzung Karl-Marx-Allee den Spiegel umgeknickt hab - dicke entschuldigt, wurde von der Beifahrerin kommentarlos wieder in die Ausgangsstellung gebracht ohne böse Blicke oder Worte - nähere ich mich langsam der Wohnung an der Otto-Braun-Straße, die Barnimstraße, in die ich abbiegen muß ist schon in Sicht. Aber NATÜRLICH fährt der Bus an der Haltestelle vorm Haus just in dem Moment los, als ich auf selber Höhe zum Überholen angesetzt habe. Okay, dann halt schneller fahren, rechten Arm raus, bieg ich halt vor dem Bus schnell ab, bin ja vor ihm. Ja denkste. Der Bus macht keinerlei Anstalten, langsamer zu fahren, damit ich abbiegen kann. Panisch schaue ich mich um und traue mich nicht, rüberzuziehen. Aber es ist ja nicht so, daß er wenigstens an mir vorbeifährt... nee, wär ja zu einfach. Letztendlich ziehe ich doch rüber, allerdings hab ich dabei die einzubiegende Straße schon hinter mir gelassen. Zumindest basierte das wohl eher auf einem Mißverständnis oder gar einer Fehleinschätzung meinerseits. Hab einfach nicht abschätzen können, ob der mich rüberlässt oder nicht.

Gefährlich, gefährlich. Aber mir und dem Fahrrad ist nix passiert, nur die Schnauze voll hatt ich dann, und zwar gestrichen.

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