Donnerstag, 14. Dezember 2006

Exodus Mal Drei

Da ich geistig schon im Urlaub bin, aber noch gut eine Stunde bis zur Weihnachtsfeier hin ist, nutze ich die Zeit für einen Blogeintrag über die Genialität der jüngsten Battlestar Galactica Serie. Dick verspoilert das Ganze, wobei die mich vom Hocker hauende Theorie der drei Exodi größtenteils auf Erkenntnissen beruht, die bis zum Ende des Kobol-Arcs Anfang/Mitte der zweiten Staffel (2x07 Home, Part II, um genau zu sein) dem aufmerksamen Zuschauer vermittelt wurden. Wüsste jetzt nichts an Erkenntnissen aus späteren Folgen, die in diesem Beitrag hier einfließen - sollte also gefahrlos für alle lesbar sein, die 2x07 schon sahen. Weiterlesen trotzdem auf eigene Gefahr.

Das wirklich faszinierende an BSG für mich ist ja weniger der vordergründige Überlebenskampf des letztens Stücken Menschheit gegen die Cylons - wobei das natürlich auch ziemlich cool ist - sondern die esoterischen und religiösen Brocken, die im Hintergrund der Serie rumfliegen und ab und an dicke einschlagen. Das geht los bei kleinen Sachen wie den Parallelen der Götterwelt zum griechisch/römischen Pantheon und endet bei der Tatsache, daß die gesamte Reise des Konvois immer wieder von den Sacred Scrolls der Pythia bestimmt wird. Bin gestern im battlestar wiki über einen Eintrag gestolpert, der mich schlicht und einfach umhaut und - wenn diese Theorie tatsächlich in der Serie so umgesetzt wird, was ich leider doch stark bezweifle - eines der coolsten hintergründigen Konzepte in einer Fernsehserie wäre, das ich je erlebte. Wer das Ding selber lesen will, kann das machen, ich geb hier jetzt einfach mal Zusammenfassung der Auslegung, einfach, weil ich das so supergeil finde.

Wo fangen wir an? Gute Frage, denn genau dort geht's schon los. Eine der wichtigsten Pfeiler der Schriftrollen ist die Darstellung der Zeit als Kreis - alles, was passierte, wird wieder passieren. Wobei das jetzt nicht direkt heisst, daß es irgendwo einen wraparound gibt, sondern daß dieselbe Geschichte immer und immer wieder passieren wird. Darauf fusst die ganze Theorie und ich werfe hier mal den für mich sinnvollsten Aufhänger für den ganzen Spaß ein, weil er irgendwie die ganze Zeit im Hintergrund schwelt und man ihn doch irgendwie übersieht.

Wir erinnern uns: In Home, Part II entdecken die Kolonisten auf Kobol, der Wiege ihrer Zivilisation, von der einst die zwölf Stämme aufbrachen, einen Hinweis auf die Position des 13ten Stammes - der Erde - in Form von den Sternbildern der zwölf Tierkreiszeichen, wie man sie von der Erde aus sieht und wie sie die ganze Zeit vor ihren Nasen auf den Flaggen der zwölf Kolonien wehten. Der kolonialen Geschichtschreibung nach verließen jedoch alle 13 Stämme gemeinsam Kobol, es wusste also kein Aas, wo die Erde überhaupt ist und wie die Sternbilder da aussehen. Aber irgendwer hat noch vor diesem Exodus Hinweise verteilt... also muß ja irgendwer vorher schonmal auf der Erde gewesen sein.... womöglich weil er sie gesucht hat, nachdem er Hinweisen auf der Heimat seiner Vorväter gefolgt ist... schwupss, da isser, der Kreis.

Aber langsam. Starten wir der Einfachheit halber mit dem für uns Zuschauer ersten Exodus, nämlich dem Fall der Zwölf Kolonien am Anfang der Serie. Die Menschheit hat es nach einer Phase des technologischen Aufschwungs geschafft, sich durch ihre eigene Kreation fast komplett auszulöschen und macht sich auf die Suche nach der 13ten Kolonie, auf der ihre Brüder in einer Art Sicherheitskopie im Falle eines Genozids leben.

Durch nette Hinweise ihrer Vorfahren kommen sie auf der Erde an, finden dort aber eine rückständige Gesellschaft vor. Um keinen Kulturschock auszulösen, geben sich die Ankömmlinge als die Götter der Erdlinge aus, die netterweise ja sowieso ihrem eigenen Pantheon entsprechen. Irgendwann werden sie sich ihrer Verantwortung über den kreisförmigen Ablauf bewusst und packen in einem zweiten Exodus die gedeihende Menschheit der Erde ein und suchen sich einen geilen neuen Planeten mit zig Ressourcen für ein Utopia, in dem Menschen und "Götter" - die sich wohl eher Lords nennen würden - zusammenleben. Sie nennen den Planeten Kobol. Während dieser fruchtbaren Zeit teilen sich die Menschen der Erde in zwölf Stämme und entwickeln sich technologisch weiter, bis sie soweit sind, eine eigene Heimat zu finden, um den Urpsungszustand wiederherzustellen. Dabei gliedern sich die die Lords selber in die Stämme mit ein. Nun muß ein dritter Exodus her, um die Jungs von Kobol raus zu den neu zu gründenden Zwölf Kolonien zu schicken. Gewollt oder per Unfall - irgendwie passiert er und die die zwölf Stämme brechen in ihre neuen Heimaten auf. Zeitgleich schickt man einen dreizehnten Stamm als Notfallplan geheimerweise Richtung Erde und hinterlässt ein paar zaunpfählige Hinweise.

Die Zwölf Stämme gründen die Zwölf Kolonien und gedeihen fröhlich vor sich hin, bis sie es schaffen, sich durch ihre eigene Kreation fast vollständig auslöschen zu lassen und nun als letzte Hoffnung nur noch das Auffinden der legendären 13ten Kolonie haben...

Ist das cool oder ist das cool? Und wir haben noch nichtmal den vermuteten Gott der Cylons dabei. Außerdem erklärt diese Theorie nebenbei noch ansatzweise, wieso die Kolonisten zwar supergeile FTL-Engines haben und den Weltraum durchpflügen, aber sonst nur ein paar billige Nuklear-Sprengköpfe besitzen - Space Travel war einfach in den Augen der Lords die wichtigste Technologie für das Erfüllen der Prophezeiung und somit wurde diese vor allen anderen forciert. So und nu geht gleich die Weihnachtsfeier los :).

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