Sonntag, 4. Dezember 2005

FAZ-Comic Klassiker #3: Prinz Eisenherz


Und noch so ein Band, den ich mir eigentlich nicht zulegen wollte, dessen Kauf ich allerdings keinesfalls bereue. Beim ersten Durchblättern wirkt der Inhalt etwas altbacken und langweilig, aber bei genauerem Hinschauen (und Lesen) entfaltet die Geschichte um den jungen Prinzen eine Faszination, die ich nicht erwartet hätte und auch nicht wirklich erklären kann.

Zugegeben: Das Format ist hier etwas suboptimal. Die detailverliebten Zeichnungen Hal Fosters kommen gar nicht richtig zur Geltung und für die Schrift braucht man fast eine Lupe. Der Geschichte an sich tut das keinen Abbruch. Wir begleiten den vertriebenen Prinzen von Thule von Anfang an bei seinen Abenteuern im Exil und Camelot, die ursprünglich zwischen 1937 und 1939 erschienen - jede Woche eine Seite. Im Anschluß erleben wir weitere Reisen und Eisenherz' Liebe zu Aleta, der Königin der Nebel-Inseln aus den Jahren 1944-46.

Atemberaubend ist der Realismus, den Foster geradezu beiläufig erreicht, indem er in die Abenteuer alltägliche Gepflogenheiten des mittelalterlichen Ritter-Lebens einflechtet. (Verdeutlicht vor allem in der "Zweitstory" über die "Abenteuer zweier Ritterknaben", die jeweils in der letzten Panelreihe in der mitte des Bandes erzählt wird).

Wie im Vorwort beschrieben, ist auch die Panel-Aufteilung eine wahre Freude für den Comic-Kenner, Foster experimentiert mit größeren Panels, Panoramen und sehr vereinzelt sogar mit "Einschüben" jenseits der konservativen Struktur. Hätt ich persönlich in einem Werk der 40er nicht erwartet.

Wer sich an dem ungewöhnlichen, sprechblasenlosen Erzählstil nicht stört und sich ein bissl für das ritterliche Leben im Mittelalter interessiert, ist mit dem Band gut beraten, die Lesezeit ist auch um ein Vielfaches höher, als beim vorherigen Peanuts-Band ;)

Keine Kommentare: